von Wolfgang Brinkschulte

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will bis Herbst einen Gesetzentwurf vorlegen, der ein grundsätzliches Recht auf Homeoffice vorsieht.

Noch wissen wir nicht genau, was Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in seinem angekündigten Gesetz zum Homeoffice alles regeln will. Ein Recht für Arbeitnehmer auf Heimarbeit soll es geben. „Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt, soll im Home Office arbeiten können, auch wenn die Corona-Pandemie wieder vorbei ist.“ Mit diesen Worten hat Heil seinen Plan angekündigt. Im Herbst dann soll er soweit sein.

Arbeitswelt ändert sich ständig

Die Initiative ist gut, richtig und kommt zur rechten Zeit. Sie entspricht der sich seit Jahren rapide verändernden Arbeitswelt. Und sie entspricht auch den veränderten Erwartungen von Arbeitnehmern an ihre Arbeit. Wer heute junge Talente sucht und in punkto flexibler Arbeit nichts zu bieten hat, geht meist leer aus. Homeoffice gehört hier zum Standardrepertoire – und bei immer mehr Unternehmen, nicht nur aus der IT und Startup-Szene. All das funktioniert bestens und ganz ohne Gesetz.

Homeoffice fristet Nischendasein

Weil sich die Unternehmenskultur geändert hat und Geschäftsleitungen erkannt haben, dass mobiles Arbeiten mittlerweile bei vielen ein Grundbedürfnis geworden ist. Und sich auszahlt. Für Mitarbeiter wirkt es motivierend und wertschätzend, die Arbeit einzuteilen auch mal ein paar Stunden mit den Kindern tagsüber Zuhause zu verbringen. Und auch für die Unternehmen ist es in der Regel mehr Vor- als Nachteil. Nach allen Erkenntnissen sind die Heimwerker mindestens genauso effizient wie im Firmenbüro.

Dennoch fristet Homeoffice statistisch gesehen noch immer ein Nischendasein. Nur rund fünf Prozent erledigen ihre Dienstgeschäfte von Zuhause. Noch im Sommer 2018 arbeiteten knapp die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland gar nicht von Zuhause, rund ein Viertel durften nicht einmal dort arbeiten.

„Bloß nicht alles regeln“

Da scheint es sinnvoll, der Entwicklung einen kräftigen Schub zu geben. Unternehmen könnten durch Heils Initiative motiviert werden, mit den Personalvertretungen Betriebs- oder Dienstvereinbarungen zu schließen. Das könnte flexibles Arbeiten befördern und die jeweiligen Anforderungen der Unternehmen berücksichtigen. Heils Gesetz könnte den Rahmen dafür schaffen. Aber auch nicht mehr. Bloß nicht alles regeln. Das widerspräche einer modernen Unternehmenskultur und auch dem Umgang von Heils eigenem Ministerium. Das teilte gerade mit, dass nach der hauseigenen Dienstvereinbarung „grundsätzlich … jedermann im Rahmen der technischen Möglichkeiten im Homeoffice arbeiten“ könne.

zuerst erschienen bei mdr.de am 27. April 2020